HTL Mössingerstraße · Diplomarbeit 2025

Quadora – 4-Achs 3D-Drucker für nicht-planare Prints

Wir kombinieren XZ-Gantry, rotierende B-Achse und drehbaren Toolhead zu einem freien Bauraum, reduzieren Treppeneffekte und zeigen, wie additive Fertigung ohne Stützorgien funktioniert.

4 Achsen
XZBC-Kinematik
250³ mm
Druckvolumen
≤2.000 mm/s²
Beschleunigung
Eigenes UI
Quadora Slicer

Auftrag & Motivation

Warum wir Quadora entwickelt haben und woraus unser Projektauftrag bestand.

Ausgangslage

Konventionelle FDM-Systeme arbeiten planar. Überhänge benötigen Stützen, sichtbare Schichtlinien beeinträchtigen Oberflächen und anisotrope Werkstücke begrenzen Funktionalität. Unser Ansatz erweitert die Kinematik, damit der Extruder konforme Pfade abfahren kann.

  • ⚙️ Auftrag: 4-Achs-Prototyp inkl. Dokumentation & Business-Aspekte.
  • 🧩 Ziel: Bauteile ohne Treppeneffekt und reduzierte Stützstrukturen.
  • 🤝 Kooperationspartner: Industrie-Sponsoren liefern Echtkomponenten.
Quadora Render aus Fusion 360
Quadora-Render aus Fusion 360 (Quelle: Projektteam).

Mechanische Innovation

XZBC-Kinematik, rotierender Toolhead und drehbares Bett bilden das Herzstück.

XZBC-Kinematik

Polar inspiriertes Grundgerüst

Das Core-RΘ-Design setzt auf eine rotierende Plattform (B-Achse) und eine XZ-Gantry. Dadurch können Layer radial bzw. geneigt abgelegt werden, ohne die klassische XY-Verfahrt zu benötigen.

  • Z-Spindel hebt das Portal, während die C-Achse den Toolhead kippt.
  • Gantry und rotierender Tisch (B-Achse) kooperieren, um 360°-Orientierungen zu erreichen.
Toolhead

Rotationsmodul mit Doppelriemen

Wie beim Core-RΘ koppelt ein Riemensystem die X-Bewegung mit der Rotation des Kopfes. Eine geneigte Düse kann dadurch Schichten nach innen extrudieren und Überhänge stützfrei aufbauen.

  • Der Kopf kann sich um ±180° neigen und radial in das Bauteil arbeiten.
Prozessnutzen

Warum polar?

Die Kombination aus Rotation und Neigung ermöglicht radial geschnittene Bahnen, weniger Stützen und glattere Oberflächen – ähnlich wie beim Original-Core-RΘ von Joshua Bird.

  • Layer folgen der Bauteiloberfläche statt horizontal zu stapeln.
  • 90°-Überhänge lassen sich ohne Stützen drucken.
Darstellung der kinematischen Achsenkombination
Kinematik-Schema inspiriert von Joshua Birds Core-RΘ (Quelle: 3Dnatives).

Eigene Slicer-Abteilung

Der Quadora-Slicer transformiert klassisches G-Code-Denken in nicht-planare XZBC-Pfade.

Pipeline laut Deformations-Grafik

  1. STL → Tetrahedralisierung: das Modell wird in ein Tetraeder-Mesh überführt.
  2. Deformation: das Mesh wird so verformt, dass Cura planare Layer slicen kann.
  3. Cura-Slicing: standardmäßiger Plan-Schnitt erzeugt temporären G-Code.
  4. Alignment & Redeformation: die Pfade werden zurück in den Originalraum überführt.
  5. Path-Redefine & Collision Checking: Bahnen werden überprüft, angepasst und für XZBC-G-Code finalisiert.

Mehrwert

Weniger Supports, glatte Außenflächen, lastgerechte Faserverläufe. Forschungsergebnisse bestätigen bis zu 25 % höhere Biegefestigkeit gegenüber planar gedruckten Referenzen.

Planar vs. Non-Planar – warum wir den Aufwand betreiben

Der Vergleich macht sichtbar: planare Layer stapeln Geometrie wie Stockwerke und benötigen massive Support-Türme. Nicht-planare Pfade legen sich wie Konturen über das Bauteil, nutzen den Toolhead-Winkel und sparen Material, Zeit und Nacharbeit.

Demonstration des Drehkopfs an einem modifizierten Prusa
Demonstrationsaufbau mit schwenkendem Toolhead (Quelle: Hackaday).
Planare Layer auf einem Modell
Planare Schichten erzeugen Stützstrukturen und sichtbare Treppenkanten (Quelle: S³/S⁴ Slicer).
Nicht-planare Layer auf demselben Modell
Nicht-planare Layer folgen der Geometrie und reduzieren Stützen (Quelle: S³/S⁴ Slicer).

Sponsoren & Partner

Ohne Hardware- und Softwarepartner wäre Quadora nicht möglich.

Projektmanagement & Kosten

Scrum-Planung, Budget und Arbeitszeiten machen das Projekt transparent.

06.10.2025

Pflichtenheft inklusive Anforderungs-, Risiko- und Ressourcenplan verabschiedet.

03.11.2025

Mechanik steht: Grundrahmen, Rotationsmodul und alle Achsen sind verfahrbar.

18.01.2026

Mechanik + Elektronik laufen gemeinsam, Firmware/Software befindet sich noch im Aufbau.

09.03.2026

Vollständiges Leistungsspektrum mit fertiger Firmware und nicht-planarem Slicing erreicht.

07.04.2026

Präsentation & Live-Druck eines komplexen Bauteils ohne Stützstrukturen.

Projektteam

Wir verbinden Mechanik, Elektronik und Software zu einem freien Druckerlebnis.

Mechanik & Software & Design
Portrait von Luis Blüml

Luis Blüml

Entwicklung des Algorithmus zur Umwandlung planarer in nicht-planare Pfade, Fertigungszeichnungen und CAD-/Fusion-360-Integration.

Elektronik & Firmware & Design
Portrait von David Krenbucher

David Krenbucher

Erweiterung der Steuerungselektronik, Anpassung von RepRap-Firmware, Erstellung detaillierter Explosionsskizzen und CAD-/Fusion-360-Integration.

Betreuung
Portrait von Herwig Guggi

Herwig Guggi

Projektbetreuer HTL Mössingerstraße, Meilenstein-Reviews und Qualitätssicherung entlang des gesamten Zeitplans.